DIE GRÜNDUNGSGESCHICHTE

20. September 2009, von Gert Zimmermann

Es ist eine interessante Geschichte und eine außergewöhnliche obendrein, denn welche Karnevalsgesellschaft kann von sich behaupten, dass ihre Gründungswurzeln rund 3.500 Flugkilometer von Düsseldorf entfernt auf der Insel Teneriffa im Atlantischen Ozean liegen

Teneriffa

Teneriffa, die Insel des ewigen Frühlings mit dem höchsten Berg Spaniens, dem 3719m hohen und meist schneebedeckten Teide. Eine Insel mit Zwei Gesichtern: Der Süden größtenteils karg und wüstenähnlich mit vielen turbulenten Urlaubsorten, wie Los Christianos, Las Americas, Adeje und Fabane – der Norden und hier insbesondere das Orotava-Tal, von dem Alexander von Humboldt schon berichtete, es sei einer der schönsten Landschaften der Erde, dank der Passatwinde immergrün und mit einer überwältigenden, farbenprächtigen Vegetation ausgestattet.

Hier am Fuße des Orotava-Tales, direkt am Meer gelegen, das Hafenstädtchen Puerto de la Cruz, ein wesentlich ruhiger Ferienort als die hektischen Urlaubszentren im Süden, aber karnevalistisch eine Hochburg! Ausgerechnet hier entwickeln sich die ersten Gedanken zur Gründung einer Ehrengarde in Düsseldorf und das erscheint bei näherer Betrachtung sogar durchaus folgerichtig und verständlich.

Zur Vorgeschichte

Bekanntlich existieren seit vielen Jahrzehnten zwischen Puerto de la Cruz und Düsseldorf enge karnevalistische Kontakte. Sichtbare Zeichnen davon sind der Strelitzienwagen mit der Blumenkönigin und und ihrem Hofstaat aus Puerto im Düsseldorfer Rosenmontagszug und die Teilnahme des Düsseldorfer Prinzenpaares mit Gefolge am eher brasilianisch anmutenden großen Umzug in Puerto, der aus diesem Grunde stets am Samstag nach Aschermittwoch stattfindet.

Die Organisation dieses Austausches lag bis vor drei Jahren auf Düsseldorfer Seite in den bewährten Händen von Rudi Höhe und Günther Pannenbecker, dem Comitee Tenerife Carneval. An dieser Stelle muss auch einmal gesagt werden, dass Rudi Höhe und Günther Pannenbecker diese nicht immer einfachen Aufgaben mit großem diplomatischen Geschick und viel persönliches Engagement stets hervorragend gelöst hatten. Ergänzend hierzu ist zu erwähnen, dass der Austausch jetzt vom CC (Carneval-Comitee Düsseldorf) organisiert wird.

Zur Gründungsgeschichte

Doch nun genug von der Vor- und zurück zur Gründungsgeschichte: Da die Düsseldorfer Delegation außer dem Prinzenpaar in der Regel aus dem fast immer gleichen Teilnehmerkreis besteht, wie Adjutantur, Offizielle des CC, Vertreter der Stadt und Sponsoren, entwickelten sich im Laufe der Jahre auch freundschaftliche Verbindungen zwischen den Delegierten. So war ist nur allzu verständlich, dass man sich abends oft in geselliger Runde zusammenfand, um im Restaurant Kö-Pi an der Avenida Generalissimo in Puerto ausgiebig und fröhlich zu feiern. Mitte der 90er Jahre entwickelte sich in den Gesprächen der Gedanke: wir sind doch hier immer so fröhlich und ungezwungen beisammen, warum geben wir unserer Gruppe eigentlich keinen eigenen Namen?

Doch bis zur endgültigen Namensfindung bedurfte es noch zwei weitere Jahrestreffen am Swimming Pool des Hotels Sun Philippe und im Kö-Pi, bis 1997 nach heißen Diskussionen und kühlen Gerstensaftgenuss plötzlich jemand den berühmten Nagel auf den Kopf traf: nennen wir uns doch „Ehrengarde der Landeshauptstadt Düsseldorf“, denn eine solche Garde gibt es zu Hause noch nicht. Darüber hinaus würde dieser Name hervorragend zu uns passen!

Der Vorschlag fand begeisterte Zustimmung und konnte auch öffentlich sichtbar in die Tat umgesetzt werden, den in einer neben dem Kö-Pi gelegenen Hut- und Mützenboutique wurde umgehend weiße Mützen mit der gold-grünen Aufschrift Ehrengarde 1997 in GOLD und Landeshauptstadt Düsseldorf in GRÜN bestellt und nach Fertigstellung auch aufgesetzt.

Aber konnte man eigentlich das, was hier in fröhlicher Runde geboren worden war, richtig ernst nehmen? Zu aller Überraschung verbreitete sich die Nachricht jedoch rasend schnell, denn in der Düsseldorfer Boulevardpresse wurde bereits am nächsten Tag ausführlich über die spektakuläre Gründung einer neuen Garde auf Teneriffa berichtet. Diese Nachricht alarmierte natürlich sofort die etablierten Karnevalsvereine, deren größte Befürchtung, ihnen würden möglicherweise Sponsorengelder abhanden kommen, zu massiven und lautstarken Protesten gegen die Gründung der „Ehrengarde“ führten. Das gipfelte sogar in Behauptungen wie: „Ihr seid ein Kneipenverein und solltet es auch bleiben!“, „kommt uns bloß nicht in die Quere!“, „Wir brauchen keine neue Garde in Düsseldorf!“ Doch gerade dieses negative Echo wurde als echte Herausforderung angesehen, denn jetzt hieß es: nun ziehen wir es erst recht durch!!

Trotzdem dauerte es weitere zwei Jahre, bis 1999 der offizielle Antrag auf Eintragung ins Vereinregister und der Aufnahme ins CC gestellt wurde.

Vor diesen Eintragungen jedoch musste noch die Erlaubnis der Stadt Düsseldorf eingeholt werden, als Garde des Oberbürgermeisters auftreten zu können und den Namen der Stadt im Vereinsnamen zu führen. Die damals allseits beliebte und dem Brauchtum sehr zugetane Oberbürgermeisterin Marlies Smeets hatte ein offenes Ohr für das Anliegen der Ehrengarde- Vertreter und genehmigte ohne weiteres große Diskussionen die Aufgabenstellung und Namensgebung der neuen Garde.

Am 7. Oktober 1999 wurde dann eine 1997 auf Teneriffa geborene Idee in Düsseldorfer echte Realität. In einer würdevollen Veranstaltung im Schloss Jägerhof stellte sich die „Ehrengarde Stadt Düsseldorf e.V.“ der Öffentlichkeit und den Meiden vor und verkündete ihren Leitsatz:

Keine Strenge Verbandshierarchie, sondern lockerer und ungezwungenen Umgang miteinander, denn Karneval sollte nicht nur andere, sondern auch den Mitgliedern des Vereins Spaß und Freude bereiten!

Diese bereits 1997 praktizierte Grundeinstellung ist deshalb nicht verwunderlich, weil die Gründungsmitglieder in Düsseldorf 1999 fast identisch mit den Namensgebern auf Teneriffa sind. So war es auch nur folgerichtig, das Günther Pannenbecker einstimmig zum ersten Präsidenten der Ehrengarde gewählt wurde.

Doch wer nun glaubte, mit der Vorstellung, der Anerkennung durch die Oberbürgermeisterin und der Aufnahme als Mitglied im CC wurde Ruhe in der Düsseldorfer Karnevalslandschaft eintreten, wurde leider sehr enttäuscht. Erst als insbesondere die großen Vereine feststellten, dass die Ehrengarde mit einem in Düsseldorf bislang kaum tätigen Sponsor zusammen arbeitete, beruhigte sich die Szene allmählich etwas und nach und nach entwickelte sich eine erst zögerliche später dann auch intensive Zusammenarbeit mit anderen Vereinen.

Dank konsequenter, zielstrebiger und vor allem ruhiger Aufbauarbeit hat sich in den vergangenen Jahren die „Ehrengarde Stadt Düsseldorf e.V.“ zu einem allgemein angesehenen Karnevalsverein mit einem großen Freundeskreis entwickelt und dank ständig steigender Mitgliederzahlen wird sich an diesem Aufwärtstrend auch in Zukunft nichts ändern.